Feldpostbrief vom 26.3.1942 – Bad Reichenhall

Lieber Fredi!

Gestern erhielt ich gleich auf einmal Deine beiden Briefe und freue mich von Dir endlich wieder ein Lebenszeichen zu besitzen. Wie ich sehe bist du immer frohen Mutes, trotz allen Strapazen und Unbilden des heutigen langen Winters. Und vor allem dieser ewige eintönige Dienst verbrauchen schon die Nerven. Freue mich zu hören, dass es dir nun schon wieder besser geht und wegen der Schreibstube mach dir doch nix daraus. Das Soldatenleben ist halt schon kein Honiglecken und ewig dauern wird’s ja auch nicht. Ich glaubs nicht !!!???

Nun wie wird’s denn noch kommen, jetzt bald bei der Offensive. Wirst wohl vorher keinen Urlaub mehr kriegen und wenns mal losgeht schon gar nicht. Nun ich hatte, wie du weißt, ja bis jetzt viel Schwein und bin auch nach dem Urlaub in die Kanzlei gekommen. Der Spieß würde mich sicher noch länger herinnen lassen, doch nach Ostern lasse ich mich selber versetzen und wieder abstellen.

Ich habe mich ohnehin den ganzen langen Winter daheim gespart und man darf nicht unbescheiden sein. Außerdem hält es mich nimmer länger, wo es schon so schön warm wird und die Luft so mild und rein ist. Nur hätte ich ein bisschen mit meinem Urlaub warten können, denn ich hatte ja keinen einzigen wirklich schönen Tag und Sonne schon gar keine. Dafür ist es jetzt herrlich und nütze ich die paar freien Tage zu Fahrten in die wunderschöne Bergwelt Oberbayerns. So war ich schon seit meinem Urlaub dreimal wieder am Berg und bin schon ganz schön abgebrannt. So habe ich auf diesem Gebiet eingeholt, was mir im Urlaub versagt blieb.

Ansonst ging es mir aber recht gut, besonders in Stangental. Denn die Lisl und auch die Mutter haben schon recht geschaut auf mich. Der gute Milchkaffee mit Schlag jeden Tag war schon prima und auch sonst fehlte mir nichts am Essen. Und sogar ein gutes Tröpferl führte ich mir einmal im Kaffeestüberl zu, war mit Herrn Heidlinger dort. Sonst wars halt ziemlich ruhig weil ja alles eingerückt ist, aber das wichtigste beim Erholungsurlaub ist ja die Ruhe.

Schön wäre es halt gewesen, wenn auch du, und zugleich mit uns Roman Urlaub gehabt hätte. Aber das ist uns wohl auf lange ein Traum. Doch soll man die Hoffnung nie ganz aufgeben und bleibt uns das Glück doch hold am End und sehen wir uns wenigstens nach dem Kriege in alter Frische und Gesundheit wieder. Und ich bin ganz deiner Ansicht, dass wir das dann feiern wollen.

Bis dahin wird zwar aber noch viel Wasser die Donau hinunter rinnen. Jetzt lass Dir es aber nicht verdrießen und das Herz nicht zu schwer sein. Lass bald auch wieder was hören, sowie auch ich Dir wieder schreiben will. Bis dahin Dir alles Schöne und Güte und viel Glück.

Dein Schwager Toni

Der originale Feldpostbrief

Feldpostbrief Anton Steinacher 26031942 Genesungskompanie E100
Fotografie des originalen Feldpostbriefes von Anton Steinacher vom 26.3.1942
Feldpostbrief Anton Steinacher 26031942 Genesungskompanie E100 Absender
Absender: Soldat A. Steinacher Genesungskompanie E100

Weitere Infomationen zu diesem Feldpostbrief

Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall

Anton Steinacher absolvierte seine Gebirgsjäger Grundausbildung im Jahr 1940 in der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall. Der Truppenübungsplatz liegt im Kirchholz und ist etwa 3 Kilometer von der Kaserne entfernt. Die Schießanlage befindet sich im Nesselgraben (Ortsteil Thumsee).

Hochstaufen Kaserne Bad Reichenhall
Von Manniman2 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0