Liebe Mutter, liebe Lisl!
Vor allem seit recht herrlich gegrüßt und vielen Dank für die Pakete. Ist alles gut angekommen, nur die Fußpuderdose war kaputt und die Bäckerei damit angepudert. Hat aber nichts gemacht, hat sich leicht wegblasen lassen und sehr gut geschmeckt. Danke Dir, liebe Mutter, auch für das Geld, doch ist es mir nicht recht, wenn Du immer so viel schickst. Danke auch für die Filme. Ich kann nun wieder schöne Aufnahmen machen und werde solche bald senden können oder vielleicht gar selber bringen. Zu Weihnachten krieg ich leider keinen Urlaub, doch hoffe ich fest, gleich nach Neujahr heimfahren zu dürfen. Über die Feiertage dürfen nur Verheiratete und ist dies auch ganz klar. Soeben habe ich von Fredi eine Karte bekommen. Wo er schreibt, dass er ebenfalls Urlaub kriegt. Zwar nur fünf Tage aber besser wie gar nichts. Roman geht es auch gut. Wie Fredi schreibt, hat er sogar schon Ausgang gehabt und sage und schreibe zwei Humpen Bier du ein Schnitzerl vertilgt. Stellt sich also gar nicht ungeschickt beim Militär. Nun wollen wir aber auch im Ernst hoffen, dass es ihm weiterhin gut geht. Liserl II und Putzermaus habe ich eben auch Weihnacht und Neujahr gewünscht. Wird ihr etwas einsam werden jetzt ohne Roman, aber das Liserl III gibt ihr schon Zeitvertreib genug. Und dann hat sie es immer noch leichter als unsere Liserl I mit ihrer Wirtschaft, der Feld- und Heuarbeit, den Kühen, Hühnern, Gänsen, Enten, Hunden und Katzen usw.
Und so wünsche ich auch unserer Lisl und Dir liebe Mutter recht frohe Weihnachten und alles Gute zum neuen Jahre. Und wenn nicht die viele Arbeit wäre daheim, müsst ihr euch nicht sorgen, da wir hier an unseren Posten schon unseren Mann stellen, alle in grauen Ehrenkleider unseres Führers und der deutschen Nation. Was Fredi und Roman betrifft, haben sie beide brave Frauen und ich bin ja ledig und frei. So können wir alle drei ruhig der kommenden Dinge harren. Wir müssen nur alle, ob hier oder daheim, mit Vertrauen auf unseren geliebten Führer hören, dann wird schon alles gut werden. Das was jetzt in der großen Zeit so Gewaltiges geschieht, ist ja im Grunde nur für uns jeden einzelnen selbst. Und wenn der Krieg nun ist, was wir ja alle ersehnen, wird es erst schön werden in der Welt. In diesem Sinne begehen wir den heurigen Jahreswechsel und hoffen recht bald im Frieden leben und glücklicher noch, wie früher es möglich war, zusammen sein zu können. Bis auf ein frohes Wiedersehen nochmals viele Grüße Euer dankbarer Toni.
Der originale Feldpostbrief
Weitere Infomationen zu diesem Feldpostbrief
In diesem Brief ist erstmals auch vom „Führer“ die Rede. Hier ist zu erkennen, wie die Propaganda-Maschinerie auf die Wehrmacht einwirkte. Die Soldaten wurden medial davon überzeugt, dass alle Bemühungen dieser Zeit dem Wohle für jeden einzelnen Bürger ist. Das projezierte Feindbild hat bewirkt, dass sich ein Volk den Krieg gewünscht hat. Den Menschen wurde damals mit diesem Krieg Hoffnung auf Glück, Frieden und Freiheit vermittelt. Anton Steinacher war in keinster Weise Nationalsozialist. Vielmehr wurde er zu diesem Zeitpunkt, wie alle Menschen, durch den Machtapparat des deutschen Reiches manipuliert und dem „Mainstream“ hörig gemacht.
Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall
Anton Steinacher absolvierte seine Gebirgsjäger Grundausbildung im Jahr 1940 in der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall. Der Truppenübungsplatz liegt im Kirchholz und ist etwa 3 Kilometer von der Kaserne entfernt. Die Schießanlage befindet sich im Nesselgraben (Ortsteil Thumsee).