Liebe Mutter und liebe Lisl!
Ich bin noch immer auf der Sammelstelle, wahrscheinlich aber nur noch wenige Tage. Am vergangenen Sonntag wurde der Splitter entfernt. Bloß mit örtlicher Betäubung und ich konnte zuschauen dabei. Hat fast eine halbe Stunde gedauert, da das Eisenstück schon verwachsen und schon schwer zu finden war. Nun ist das gottlob vorbei und heilt die Wunde rasch. Nur die Einschussstelle eitert noch. Da die Front rückverlegt wird, werden auch hier die Sammelstellen und Lazarette geräumt. So müssten die Patienten sehr rasch heraus. Wir sind auf unserem Zimmer nur noch ein paar Mann. Von hier geht alles über die Leitstelle wieder zur Front. Bin schon neugierig, wo ich meine Kompanie wieder finden werde. Wenn nur mal die schweren Kämpfe nachlassen, dann kann ich vielleicht auf einen Urlaub rechnen. Doch vorläufig wird wohl kaum zu denken sein. Ich freue mich aber doch schon u8ngemein auf ein Wiedersehen. Es ist ja schon seit dem letzten schon fast ein Jahr und hat sich inzwischen ja so viel ereignet. Auch sehe ich mich schon riesig nach ein paar ruhigen schönen Tagen, die ich immer bei euch im Stangental gefunden habe. Vielleicht ist es wirklich bald, dass ich komme, aber es kann auch noch lange dauern. Jedenfalls bleibt mir halt gesund und wohlbehalten. Ich denke immer viel an euch und die Heimat. Recht freue ich mich auch schon auf die nächste Post. Habe ja über 6 Wochen keine mehr bekommen, da alles zur Kompanie gelangt. Schreibt mir halt auch mal wieder und denkt ein bisschen an mich. Ich schreibe euch auch bald wieder und grüße euch recht herzlich und innig, liebe Mutter und Lisl, euer dankbarer Toni
Der originale Feldpostbrief
Informationen zu diesem Feldpostbrief
20 Tage verwundet
Aus diesem Feldpostbrief geht hervor, dass Anton Steinacher 20 Tage lang (von 23.8. – 12.9.1943) ohne medizinische Behandlung durch einen Metallsplitter unter der Schulter verwundet war. Die Wunde hat bereits zu eitern begonnen und das Metallstück war schon teilweise mit der Wunde verwachsen. Notgedrungen wurde er mit lokaler Betäubung in der Sammelstelle (nicht im Lazarett) operiert. An dieser Situation sieht man, wie überfordert und unterbesetzt die deutsche Wehrmacht zu dieser Zeit bereits war.
Am Tag des Briefes (15.9.1943) hat Adolf Hitler den Rückzug der Heeresgruppen Mitte und Süd an der Ostfront in die Panther-Stellung bzw. Ostwall genehmigt.
Feldpostnummer 39.359 c - Infanterie- bzw. Grenadier-Regiment 466 III. Bataillon 10. Kompanie
Informationen über die Feldpostnummer 39.359 c zufolge sind folgende Daten zu finden:
39359
- Mobilmachung – 1.1.1940: Stab III Infanterie-Regiment 466
- 28.4.1940-19.9.1940: Stab III u. 9.-12. Kompanie
- 8.9.1943-22.4.1944: Infanterie-Regiment 466
- 3.1.1944: Stab III u. 9.-12. Kompanie
- 23.4.1944-24.11.1944: Grenadier-Regiment 466
- 24.6.1944: gestrichen
Aus diesem Feldpostbrief vom 15.9.1943 geht hervor, dass sich die Kompanie, der Anton Steinacher angehörte, sich ab nun, dem 8.9.1943, im Infanterie- bzw. Grenadier-Regiment 466 befunden hat.
Die Nachforschungen im Bezug auf die Feldpostnummer 39.359 C gestalten sich nicht eindeutig und mühsam, da diese umbenannt und gestrichen worden ist. Diese Feldpostnummer dürfte sich aus der ursprünglichen Feldpostnummer 38248 heraus ergeben haben und ist dem Infanterie- bzw. Grenadier-Regiment 466 III. Bataillon 10. Kompanie zugewiesen. Dass es sich bei 39.359 C um die 10. Kompanie handelt, ist durch die FPN-Info möglich. Ob und inwiefern dies mit der Kraftwagen-Transport-Abteilung 991 zusammen gehörte, ist nicht bekannt.