Liebe Mutter und liebe Lisl!
Vor allem recht liebe Grüße und teile euch mit, dass ich seit gestern wieder beim Marschbataillon bin. Vorläufig bin ich noch in der Kanzleitätig und zwar Postordonanz. So geht es mir dienstlich ja noch gut, doch wäre ich euch dankbar, wenn ihr mir hin und wieder ein Packerl schicken könntet. Wir essen vorläufig im Gasthausund später wieder von der Feldküche, was natürlich nicht so ausgibt, wie in der Kaserne von der Küche. Die Landschaft ist hier noch schöner als in Reichenhall, da wir nicht weit auf Garmisch Partenkirchen haben. Rings um den netten oberbayrischen Ort liegen die Alpen und die Menschen sind hier noch ganz mit Sitte und Brauch verwachsen. So trägt hier fast alles die Landestracht, was herrlich in die Landschaft passt. Habe nun auch an Frau Lensky geschrieben, dass Sie mir den Fotoapparat für die Zeit wo ich hier bin nachschickt. Sende euch dann Aufnahmen. Sind die Bilder von meinem Urlaub schon fertig. Wäre schon so gespannt, wie sie geworden sind. Zu Ostern war ich am Hochstaufen und am Predigtstuhl und diese Woche hatte ich vom Chef einhalb Tage Urlaub nach Salzburg erhalten. Habe mich mit den Geschwistern Düscher getroffen. Heinz war von Oberkrain auf Urlaub und die Anni hat auf ihrer Fahrt ins neue Landjahrlager einen Abstecher gemacht. Wir hatten sehr schönes Wetter und Heinz führte uns in Salzburg, wo er ja schon seit Jahren lebte, herum. Wir feierten im Augustinerkeller bei einem guten Tropfen das Wiedersehen nach langer Zeit. Nun sind wir wieder in alle Winde zerstreut und bald geht es immer weiter fort. Ich schreibe euch nächstens mehr und bleibe bis dahin wie immer euer dankbarer Toni.
Der originale Feldpostbrief
Weitere Infomationen zu diesem Feldpostbrief
Dieser Feldpostbrief wurde von Anton Steinacher am 12. April 1942 im oberbayrischen Eschenlohe, nördlich von Garmisch-Patenkirchen verfasst. Hier in Eschenlohe hat sich die Oberbayerische Forschungsanstalt im Zweiten Weltkrieg befunden. Dies war die Tarnbezeichnung für die ab Oktober 1943 in die Conrad-von-Hötzendorf-Kaserne nach Oberammergau verlagerte Entwicklungsabteilung der Messerschmitt AG Augsburg. Diese umfasste den Projekt- und Konstruktionsbau, die Statik und den Versuchsbau mit etwa 2200 Mitarbeitern.